Chronik 1894 - 1945

Urkunde von 1857
Foto: Archiv FFw-PCH

Die mecklenburgische Feuerlöschordnung schreibt vor, dass jede Stadt und jedes Dorf zur Bekämpfung von Schadenfeuern eine ausgerüstete und eingeübte Feuerwehr unterhalten muss. Hierbei ist es freigestellt, ob dieser Verpflichtung durch Unterhaltung einer Berufs-, Pflicht- oder freiwilligen Wehr nachgekommen werden soll.
In früheren Jahren bestand in Parchim eine Pflichtfeuerwehr, der jeder gesunde Mann von einem bestimmten Lebensalter an, mehrere Jahre angehören musste. 1881 wurde dann neben der Pflichtwehr eine freiwillige Wehr gegründet, die jedoch bereits 1887 wieder einging. Die Pflichtwehr war nie so recht ihrer Aufgabe gewachsen, zumal dauernd Reibereien unter den Mitgliedern bestanden. Hinzu kam, dass in den achtziger und neunziger Jahren in Parchim sehr viele Brände wüteten, die infolge Versagens der Pflichtwehr nie richtig bekämpft werden konnten. Jeder Brand drohte sich zu einem großen Stadtbrand zu entwickeln. Bei den letzten großen Stadtbränden im Jahre 1893/94 wurden große Teile der Stadt zerstört. Es war deshalb zu verstehen, dass in der Einwohnerschaft das Verlangen nach einer tüchtigen freiwilligen Wehr immer größer wurde. Als dann im Jahre 1894 die Aufforderung zur Gründung einer solchen Wehr erging, fand dieser Ruf sofort Anklang.
Der damalige Polizeisenator und spätere 1. Bürgermeister Robert Cabobus forderte die Einwohner auf, wieder eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen, denn Parchim hatte in den Jahren 1881 bis 1887 eine solche besessen. Am 26. Oktober 1894 wurde die Freiwillige Feuerwehr Parchim gegründet.

Das erste Statut
Foto: Archiv FFw-PCH

Ein weiteres großes Problem wurde 1907 gelöst. Nach 2-jähriger Bauzeit wurde das Wasserwerk und kurze Zeit später der Vorläufer des heutigen Hydrantennetzes in Betrieb genommen. Die Löscharbeiten wurden durch den besseren Zugriff auf das Löschwasser wesentlich erleichtert. Weiterhin wurde 1907 eine Neuorganisation der Wehr vorgenommen. So wurde unter anderem auf Kosten der Stadt die Uniformierung der Feuerwehr eingeführt.
Der Feuerwehr wurde die Feuersicherheit der Stadt unter Oberleitung des Polizeisenators übertragen. Der im Jahre 1902 gewählte Senator Schröder, dem als Feuerlöschdirigent die Freiwillige Feuerwehr unterstellt war, hatte großen Anteil an dem einsetzenden Aufstieg der Wehr. Erstmalig bestand der Vorstand nur noch aus aktiven Mitgliedern. Nun wurde 1908 sogar eine Sterbekasse gegründet, in die die Stadt jährlich 500 Mark einzahlte. Auch zahlte die Stadt eine Unfallversicherung für die Feuerwehrleute.

Bereits beim ersten Treffen unterzeichneten 25 Einwohner die Satzung. Kurze Zeit später betrug die Stärke der Wehr schon 60 Mann.

In den ersten Vorstand wurden gewählt:

- Sanitätsrat Dr. Schmarbeck – als 1. Vorsitzender

- Papierfabrikant Rasenack – als 2. Vorsitzenden

- Geheimer Kommissionsrat Ebert – als Kassierer

- Büchsenmacher Herrlich – als Schriftführer

- Kommandeur wurde der Tischlermeister Eduard Willig

(Die folgenden drei Porträtbilder sind freundlicherweise von Mark Riedel aus seinem Archiv zur Verfügung gestellt worden)

1. Vorsitzende
Dr. Friedrich Schmarbeck

Commandeur
Eduard Willig

Carl Rasenack
2. Vorsitzender

Kleinere Wagenspritze
Foto: Archiv FFw-PCH

Bereits im Juli 1895 trat die Freiwillige Feuerwehr Parchim dem Mecklenburgischen Feuerwehrverband bei. Schon damals bewiesen der Rat sowie die Stadtvertretung ein großes Interesse an der Feuerwehr.

Im Jahr 1897 erhielt die Wehr ein neues Spritzenhaus mit angegliedertem Steigerturm, was einen Kostenaufwand in Höhe von 12.000 Mark erforderte. Weiterhin erhielt die Wehr eine mechanische Schiebeleiter von 16 Meter Höhe sowie eine ausziehbare Anstellleiter von 15 Meter Höhe. Die nächste große Investition wurde im Jahre 1902 für den Kauf einer neuen Magirusspritze getätigt. Hierbei handelte es sich um ein handbetriebenes Löschgerät.

Foto: Archiv FFw-PCH

1910 besaß die Feuerwehr Parchim folgende Löschtechnik:

1 Handdruckspritze, 1 mechanische Leiter, 2 Hydrantenwagen und 3 Schlauchwagen.

Im Jahr 1913 hatte die Wehr große und bedeutsame Tage. In der Zeit vom 16. bis 18. August richtete Parchim den 26. Mecklenburgischen Feuerwehrverbandstag aus. Die Stadt Parchim und ihre Feuerwehr bereiteten den Feuerwehrleuten aus ganz Mecklenburg einen würdigen Empfang. Ehrenpräsident dieser Tage war der Herr Bürgermeister Capobus.
Unterbrochen wurde die kontinuierliche Weiterentwicklung der Wehr im Jahre 1914 durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges. Von 58 aktiven Kameraden wurden 48 zum Krieg eingezogen. Um auch weiterhin die Feuersicherheit der Stadt gewährleisten zu können, wurden 25 Einwohner zum Einsatz in der Freiwilligen Feuerwehr Parchim dienstverpflichtet und ausgebildet. Unter ihnen auch frühere Mitglieder der Wehr. Nach Beendigung des Krieges und nach Heimkehr der Kameraden wurden die dienstverpflichteten Bürger in Ehren aus dem Feuerwehrdienst entlassen und die Kameraden nahmen den Dienstbetrieb wieder auf.

Pferdebespannte Motorspritze von 1919
Foto: Archiv FFw-PCH

Ein Großbrand 1926 in Lutheran zeigte neben der Notwendigkeit eines Alarmiersystems auch die Notwendigkeit eines Automobillöschzuges, der nun erstmals zur Anschaffung beantragt wurde.

Ausgestattet war die Feuerwehr Parchim 1927 mit folgenden Löschgeräten:

- 1 Motorspritze,
- 1 Handdruckspritze,
- 1 mechanische Leiter,
- 1 Ausziehleiter,
- 1 Steigerkarren mit Haken und Ausstelleiter,
- 1 Hydranten und 1 Beleuchtungswagen.

Appell zur Übergabe der neuen Meldeanlage
Foto: Archiv FFw-PCH

Nach vielen Forderungen zur Ausstattung der Stadt mit einem elektrischen Alarmsystem wurde nun endlich am 07. August 1929 durch Wehrleiter, Kamerad Kienappel, und dem Vertreter der Stadt Parchim, Stadtrat Clauberg, die neu errichtete Meldeanlage in Betrieb genommen. Diese Meldeanlage, die auch in Großstädten genutzt wurde, war das beste System seiner Zeit.
Die Wehr erhielt am 23. September 1930 die neue Motorspritze, die von der Firma A. C. Wessel aus Lübeck geliefert wurde. Die Parchimer Wehr wurde durch die Motorspritze zu einer der bestausgerüsteten Feuerwehren Mecklenburgs. Aber nicht nur die Ausrüstung zeichnete die Wehr aus, sondern sie war auch schlagkräftig und sehr gut ausgebildet. Im Jahr 1930 bekämpfte die Feuerwehr Parchim laut Brandjournal 10 Brände, davon 3 Brände außerhalb der Stadt. Die Stärke der Wehr betrug 70 Kameraden. Das Ansehen der Wehr wurde auch dadurch belegt, dass so viele Aufnahmegesuche vorlagen, dass nicht alle berücksichtigt werden konnten.
1934 feierte die Wehr das 40. Stiftungsfest. Zu diesem Anlass wurde der Bevölkerung die Schlagkraft und die Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr Parchim durch ein Brandmanöver und einen anschließenden Ummarsch demonstriert. Im Jahr 1934 wurden durch die Wehr 16 Brände bekämpft.
Einen herben Verlust musste die Parchimer Wehr am 04. Juni 1935 hinnehmen. An diesem Tag starb der langjährige Kommandeur der Wehr, Kamerad Oberbrandmeister Carl Kienappel. Er erwarb sich bei der Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr Parchim große Verdienste.
Am 10. Juni 1936 wurde die Parchimer Wehr in Gruppen aufgeteilt. Dadurch wurde eine noch effizientere Ausbildung der Kameraden erreicht. Ebenfalls im Jahr 1936 wurde die neue Satzung angenommen. Zur damaligen Zeit hatte die Feuerwehr 63 aktive Kameraden und bereits beachtliche Ausrückezeiten, die bei 5 bis 6 Minuten nach der Alarmierung lagen. Die modernen Schaumlöschgeräte, die in diesem Jahr angeschafft wurden, führt die Wehr bei einer Übung am 17. Januar 1937 erstmals der Bevölkerung vor. Das Übungsobjekt war die damalige Sparkasse und heutige Dresdner Bank.
Wieder wurde die Entwicklung der Wehr durch den Ausbruch eines Krieges gestört. Der zweite Weltkrieg bedeutete den Ausfall von 38 Kameraden die zur Wehrmacht eingezogen wurden. Um das zu Kompensieren stellten sich Mitglieder der Altersabteilung wieder zum Dienst zur Verfügung. 1943 wurden auch weitere Einwohner für den Feuerwehrdienst verpflichtet.
Zusätzlich wurden Jugendliche angeworben, die durch erfahrene Kameraden ausgebildet wurden. Die jungen Kameraden waren voller Eifer dabei und standen von Anfang an ihren Mann. In den Kriegsjahren war die Feuerwehr Parchim weit über die Grenzen der Stadt hinaus gefordert.

Im Jahr 1944 verfügte die Feuerwehr Parchim über folgendes Gerät:

- 1 LF 15 (Löschfahrzeug mit einer Pumpenleistung von 1500l/min),

- 1 LF 12,

- 2 TSA (Tragkraftspritzenanhänger) mit TS 8 (Tragkraftspritzen mit 800l/min

Leistung) und

- 1 mechanische Leiter

Bei Beendigung des Krieges gingen die Motorspritzen verloren, auch büßte die Wehr viele Ausrüstungs- und Uniformstücke ein. Daher fiel dem damaligen Wehrleiter Adolf Krüger die schwere Aufgabe zu, gemeinsam mit den Kameraden die Parchimer Wehr neu aufzubauen.

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